Blade Runner

USA/Hong Kong 1982/2007
Genre: Science Fiction
Laufzeit: 113 Minuten
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Hampton Fancher, David Webb Peoples nach einem Buch von Philip K. Dick
Kamera: Jordan Cronenweth
Schnitt: Marsha Nakashima, Terry Rawlings
Musik: Vangelis
Produzenten: Charles de Lauzirika, Michael Deeley, Hampton Fancher, Brian Kelly
Darsteller*innen: Harrison Ford (Rick Deckard), Rutger Hauer (Roy Batty), Sean Young (Rachael), Edward James
Olmos (Gaff) u.a.
FSK: ab 16 Jahre
Altersempfehlung: ab 16 Jahre
Klassenstufe: ab 11. Klasse
Themen: Künstliche Intelligenz, Cyborgs, Verhältnis Mensch-Maschine, Maschinenethik, Zukunftsvisionen
Unterrichtsfächer: Philosophie, Kunst, Deutsch, Englisch, Sozial- und Gemeinschaftskunde, Ethik, Religion, Informatik
Inhalt
Los Angeles 2019: Die Stadt ist aus Sicht des Jahres 1982 ein finsterer Moloch. Enge Straßen voller heruntergekommener Gestalten, viel Schmutz und fortwährender Regen, verfallene Häuser, durch deren Fenster das grelle Licht von Leuchtreklamen fällt. Die wohlhabenden Menschen leben inzwischen in Weltraumkolonien, wo künstliche Menschen für sie arbeiten. Einigen dieser Replikanten ist es jedoch gelungen, mit einem gekaperten Raumschiff auf die Erde zu gelangen. Das ist ein Fall für den Blade Runner Rick Deckard. Der ehemalige Polizist wird beauftragt, die vier noch flüchtigen Replikanten „in den Ruhestand zu versetzen“, wie es beschönigend heißt. Äußerlich sind diese Androiden von Menschen kaum zu unterscheiden. Sie besitzen große Körperkräfte, teilweise auch ein hohes Maß an Intelligenz. Weil Replikanten im Laufe der Zeit eigene Gefühle und Wünsche entwickeln, ist ihre Lebenszeit auf vier Jahre begrenzt. Rick Deckard beginnt seinen Job mit wenig Begeisterung. Er sucht die Tyrell Corporation auf, das Unternehmen, das die Replikanten herstellt. Dort demonstriert er an der Angestellten Rachael den Voight-Kampff-Test, mit dem er Replikanten erkennen kann. Der Test besteht aus einer Reihe von Fragen, die beim Probanden emotionale Reaktionen hervorrufen sollen. Zeitgleich untersucht Deckard die Augen des Probanden – Replikanten offenbaren sich durch eine Verfärbung der Iris. Bei der Demonstration findet er heraus, dass Rachael eine Replikantin ist, was sie aber gar nicht weiß. Eldon Tyrell, der Chef des Unternehmens, erklärt Deckard, dass Rachael eine künstliche Erinnerung implantiert wurde, so dass sie selbst glaubt, eine Kindheit erlebt zu haben wie ganz normale Menschen. Wenig später sucht Rachael den Blade Runner zu Hause auf. Deckard reagiert zunächst sehr abweisend, lässt sie dann aber doch in seine Wohnung. Er hält ihr die Wahrheit über ihre Existenz gnadenlos vor Augen und bringt sie damit zur Verzweiflung. Seine halbherzige Entschuldigung kann sie nicht besänftigen. Sie verlässt überstürzt die Wohnung. Es gelingt Deckard, eine der vier Gesuchten zu stellen und zu erschießen. Ein weiterer Replikant greift Deckard an und steht kurz davor, ihn zu töten. Doch überraschend fällt ein Schuss: Rachael rettet Deckard das Leben, indem sie den Replikanten erschießt. Dieses Ereignis bringt die beiden zusammen und lässt Deckard zunehmend an seiner Mission zweifeln – damit auch am Selbstverständnis der menschlichen Gesellschaft gegenüber den Replikanten. Als Rachael fragt, ob Deckard den Voight-Kampff- Test schon einmal an sich selbst erprobt hat, bekommt sie keine Antwort. Unterdessen haben die letzten beiden Gesuchten, Pris und Roy Batty, den Genetik- Designer J.F. Sebastian aufgespürt. Roy zwingtihn, ihm Zugang zu Eldon Tyrell zu verschaffen.Von seinem „Schöpfer“ verlangt er, die Lebens- zeitbegrenzung aufzuheben. Tyrell behauptet, dass es keine Möglichkeit gebe, die genetische Programmierung im Nachhinein noch einmal zu ändern. Roy tötet Tyrell und anschließend auch Sebastian. Deckard ist inzwischen auf der Spur der letzten beiden Replikanten. Er dringt in die Wohnung Sebastians vor und trifft dort auf Pris, die er nach einem kurzen Kampf tötet. Als Roy zurückkehrt, kommt es zu einem brutalen Zweikampf, der sich auf das Dach des Gebäudes verlagert. Der körperlich überlegene Replikant bringt den Ex-Polizisten in eine ausweglose Situation. Als Deckard an einem Dachvorsprung hängend dem sicheren Tod entgegensieht, rettet Roy ihm das Leben. Es ist seine letzte Tat vor dem programmierten Lebensende. In einer letzten Szene führt Deckard Rachael aus seiner Wohnung, um ihr die Flucht zu ermöglichen. Ob das gelingt, bleibt offen.
Filmische Umsetzung
Die Vorlage für den Film lieferte der brillante Science Fiction-Autor Philip K. Dick mit seinem Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ Der Film entnimmt diesem Buch das Handlungsgerüst und lässt viele Nebenstränge weg. Aus der reduzierten Handlung entwickelt Regisseur Ridley Scott einen ästhetisch herausragenden Film, der sich von den Konventionen des Science-Fiction-Genres entfernt und zugleich zum Vorbild für spätere Produktionen wird.
Stilbildend ist die aufwändige visuelle Inszenierung der Megacity Los Angeles: Überfüllte, schmutzige Straßenschluchten mit heruntergekommenen Altbauten, dazwischen Hightech-Fahrzeuge und bunt flimmernde Werbelichter, die sich in den regennassen Asphaltflächen spiegeln. Über dem postmodernen Nebeneinander heruntergekommener Jugendstil-Architektur, eines multikulturellen Proletariats und genetischen Hightech-Laboren wacht die Tyrell Corporation in einem palastartigen Bauwerk, das gleichermaßen an Kafkas Schlossfantasien oder die Architekturvisionen aus METROPOLIS (Regie: Fritz Lang, Deutschland 1925/1926) erinnert.
Auch der suggestive, elektronische Soundtrack des griechischen Komponisten Vangelis und das Einflechten von Symbolen und traumartigen Sequenzen tragen dazu bei, dass sich BLADE RUNNER von solchen Science-Fiction-Filmen abhebt, die sich auf eine äußere Handlung und/oder die Inszenierung technischer Erfindungen konzentrieren. BLADE RUNNER bezieht Elemente des Fantastischen ein und wirft grundlegende Fragen über das Handeln von Menschen und einer in widersprüchliche Segmente zersplitterten Gesellschaft auf, die von den Folgen ihrer technischen Hybris eingeholt wird. Damit ist der Film thematisch auch heute noch hochaktuell. Mit Blick auf das Thema des Wissenschaftsjahres 2019 geht es im Kern um das Verhältnis des Menschen zu den von ihm geschaffenen, künstlichen Wesen. Deren körperliche und am Ende auch moralische Überlegenheit hält dem Menschen einen Spiegel vor, in dem er nicht sehr gut aussieht. Der Film ist wegen einiger brutaler Szenen ab einem Alter von 16 Jahren freigegeben und wird dementsprechend erst ab Klasse 11 einsetzbar sein.