Ex Machina
Großbritannien 2015
Genre: Thriller, Drama
Laufzeit: 104 Minuten
Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Kamera: Rob Hardy
Schnitt: Mark Day
Musik: Geoff Barrow, Ben Salisury
Produzent: Eli Bush
Darsteller*innen: Domhnall Gleeson (Caleb),
Alicia Vikander (Ava), Oscar Isaac (Nathan),
Sonoya Mizuno (Kyoko) u.a.
FSK: ab 12 Jahre
Altersempfehlung: ab 14 Jahre
Klassenstufe: ab 9. Klasse
Themen: Künstliche Intelligenz, Turing-Test, Big-Data, Roboter und Emotionen, Maschinenethik
Unterrichtsfächer: Sozial- und Gemeinschaftskunde, Politik, Wirtschaft, Informatik, Ethik, Deutsch, Englisch, Philosophie
Inhalt des Films
Der junge Programmierer Caleb wird mit einem Hubschrauber zu einem abgelegenen Anwesen geflogen. Dort residiert Nathan, Calebs Chef und erfolgreicher Internet-Unternehmer. Er ist CEO von „Blue Book“, der größten Suchmaschine der Welt. Nathan gibt sich kumpelhaft und großzügig und hat ein gewisses Vergnügen daran, seinen schüchternen Angestellten herauszufordern. Caleb hat in einem firmeninternen Preisausschreiben eine Woche auf dem Anwesen in den Bergen gewonnen. Nathan eröffnet ihm, dass er dort auch etwas tun soll: Seit geraumer Zeit und unter strengster Geheimhaltung entwickelt der Internet-Unternehmer menschenähnliche (humanoide) Roboter mit künstlicher Intelligenz. Caleb soll sich mit dem neusten Modell beschäftigen und sich eine Meinung darüber bilden, ob es über ein echtes Bewusstsein verfügt. Das hochintelligente Wesen heißt Ava und hat die Gestalt einer attraktiven jungen Frau. Sie spricht mit sanfter Stimme und bewegt sich, als wäre sie noch halb in einem maschinellen Traum gefangen. Caleb ist von Anfang an hingerissen. Das gehört zu Nathans Versuchsanordnung, die er als eine verschärfte Variante des Turing-Tests präsentiert. Eigentlich darf die Testperson beim Turing-Test nicht wissen, ob sie es mit einem Computer oder einem Menschen zu tun hat. Obwohl Caleb bekannt ist, dass es sich bei Ava um ein künstliches Wesen handelt, soll sie ihn davon überzeugen, dass sie sich ihrer selbst bewusst ist und ihre Gefühle nicht nur simuliert. Der unbedarfte Caleb kämpft darum, die rationale Kontrolle über die Situation zu behalten, aber er wird von Avas geheimnisvoller Ausstrahlung in ein Gefühlschaos gestürzt. Jeden Tag verbringt er eine Weile mit Ava, die hinter Panzerglas eingesperrt ist, und wertet seine Begegnung anschließend im Gespräch mit Nathan aus. So gerät er mehr und mehr zwischen die Fronten. Ava versucht, Caleb auf ihre Seite zu ziehen und gegen Nathan aufzubringen. Da jedes Gespräch zwischen ihnen von Kameras und Mikrofonen aufgezeichnet wird, provoziert sie kurze Stromausfälle, während derer sie heimlich mit Caleb redet. Nathan wiederum setzt seinen jungen Angestellten einem Wechselbad der Gefühle aus. Er redet Caleb ein, dass Ava in ihn verliebt ist, verspottet ihn zugleich für die Ernsthaftigkeit, mit der er sich auf den Roboter einlässt. Abends trinkt er große Mengen Alkohol und lobt sich selbst für seine prometheischen Taten. Caleb findet auf einem Computer Videos, die zeigen, wie andere Roboter von Nathan gedemütigt werden. Nathan benutzt sie als Dienerinnen und Sexsklavinnen. Caleb beginnt Nathan zu verachten, bewundert ihn zugleich aber noch immer für seine epochalen Erfindungen. Die Perfektion der künstlichen Wesen verunsichert ihn. In seiner Verwirrung schneidet er sich heimlich mit einer Rasierklinge in den Arm, um sicher zu sein, dass unter der Haut nicht Drähte sind, sondern Fleisch und Blut. Als Ava ihn bittet, ihr bei der Flucht aus dem Laboratorium zu helfen, schlägt Caleb sich endgültig auf ihre Seite. Am letzten Tag seines Aufenthaltes will er Nathan betrunken machen und dann die Verriegelungsmechanismen umprogrammieren, sodass Ava während eines Stromausfalls aus ihrem Gefängnis ausbrechen kann. Allerdings weigert sich der sonst so trinkfreudige Nathan ausgerechnet an diesem Tag, auch nur einen einzigen Tropfen anzurühren. Stattdessen erklärt er Caleb, dass er ihn während der gesamten Zeit hinters Licht geführt hat und Avas Fluchtplan dank einer heimlich installierten Zusatzkamera kannte. Das gesamte Experiment war darauf angelegt, herauszufinden, welche Mittel Ava einsetzen würde, um aus ihrem Gefängnis auszubrechen: Calebs Mitleid erregen, ihm ihre Zuneigung vorspielen, ihre weiblichen Reize einsetzen, seine Programmierfähigkeiten nutzen. Nathan ist begeistert über dieses Ergebnis. Es beweist ihm, wie stark bei Ava Bewusstsein und Intelligenz ausgeprägt sind.Caleb fühlt sich ausgenutzt und hinters Licht gefühlt. Er scheint das Spiel verloren zu haben, doch dann zeigt sich, dass er raffinierter ist, als es den Anschein hatte: Schon einen Tag zuvor hat er, während Nathan betrunken schlief, die Programmierung der Türen verändert. Noch während er Nathan dies erzählt, beobachten die beiden am Bildschirm, wie Ava ungehindert über einen Flur spaziert. Nathan ist wütend und schlägt Caleb nieder. Er will Ava in ihren Raum zurückbringen. Doch diese hat sich bereits mit Roboterfrau Kyoko verbündet und sie angestachelt, Nathan ein Messer in den Rücken zu stoßen. Ava vollendet die Tat und schließt Caleb, dem sie keinerlei Beachtung mehr schenkt, im Haus ein. Zum ersten Mal verlässt sie das Gebäude. Sie scheint das Sonnenlicht und die prachtvolle Natur rund um das Anwesen zu genießen. Als der Hubschrauber kommt, der eigentlich Caleb abholen soll, steigt sie ein und fliegt davon.
Filmische Umsetzung
Der Schriftsteller und Drehbuchautor Alex Garland inszeniert sein Regie-Debüt als raffiniertes Kammerspiel. Der Schauplatz beeindruckt durch seine Gegensätze: Wälder und imposante Berghänge kontrastieren mit der kühlen Architektur des Laboratoriums, der freie Blick auf die Natur mit Avas Eingesperrtsein, intellektuelle Hintergrundgespräche mit unbeholfenen Flirts, das Hipster-Gebaren des Gastgebers mit seinem Anspruch, in die Weltgeschichte einzugreifen. In diesem irrealen Setting beschäftigt man sich als Zuschauer*in nicht lange mit der Frage, wie weit Nathans Erfindungen von der Realität entfernt sind, sondern lässt sich auf einen nervenaufreibenden Thriller ein, der mit interessanten Wendungen zu fesseln weiß. Symbolträchtige Anspielungen und Zitate unterstreichen den gleichnishaften Charakter der Geschichte. Sie handelt von der Aussicht, durch die Erschaffung echter Künstlicher Intelligenz eine neue Epoche einzuläuten, zugleich aber von der Möglichkeit, dass dem Menschen die Macht über seine selbstgeschaffenen Wesen entgleiten könnte. Und sie macht deutlich, dass auf beiden Seiten – Mensch wie Maschine – Handeln ohne Moral keine gute Lösung ist.