Lernkonzept und Kompetenzerwartungen

Der Film bietet mehrere interessante Anknüpfungspunkte für den Unterricht und ist ein hervorragender Ausgangspunkt, um auch im Primarbereich erste Reflexionen zum Thema Künstliche Intelligenz anzustoßen. Die stark vermenschlichten Hauptfiguren nehmen dabei eine Schlüsselposition ein. Sie lassen sich einerseits als Filmfiguren behandeln, sind andererseits auch Impulsgeber für die Frage, welche Funktionen und kognitiven Fähigkeiten für Roboter relevant sind. Die Tatsache, dass im Film Roboter die entscheidenden Figuren sind und Menschen nur Nebenrollen übernehmen, wirft die grundlegende Frage auf, ob und wie wir uns für die Zukunft die Aufgabenteilung im Zusammenleben mit Robotern
vorstellen. In diesem Sinn gehen die Arbeitsmaterialien zunächst vor allem auf das Filmverständnis und die visuelle Gestaltung der Figuren ein, um von dort aus einige Themen aus dem Bereich Roboter und Künstliche Intelligenz aufzugreifen. Da es Grundschüler*innen schwerfallen dürfte, die kognitiven Leistungen intelligenter Systeme zu beschreiben, werden solche Leistungen hier im Zusammenhang mit konkreten Handlungen und Beispielen aus der
Robotertechnik verknüpft, um eine möglichst hohe Anschaulichkeit zu erreichen. Wo immer es um KI geht, ist die Frage der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine wichtig. Im Film spielen aber auch die Verständigungsprobleme zwischen Wall•E und Eve eine große Rolle – die beiden können sich sprachlich nur rudimentär verständigen und sind zu weiten Teilen auf nonverbale Kommunikation angewiesen. Die filmische Umsetzung dieser Barriere wird untersucht
und kann von den Schüler*innen produktionsorientiert weitergeführt werden. Ein weiterer Aspekt ist die grundlegend zivilisationskritische Haltung des Films – sowohl mit Blick auf den Zustand der Erde als auch bei der Darstellung der degenerierten Menschen auf der Axiom. Hier knüpfen ebenfalls Aufgaben an.

Übersicht Unterrichtsmaterialien

Mögliche Unterrichtsszenarien

Der Film bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für den Unterricht – vor allem in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern. Um den unterschiedlichen inhaltlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, werden im Folgenden mehrere Unterrichtsszenarien vorgeschlagen.

Arbeitsmaterialien und Lösungshinweise

Die Arbeitsmaterialien verbinden Aufgaben zum Verständnis und zur Deutung des Films mit weiterführenden Fragen zum Thema Robotik/Künstliche Intelligenz. So soll der Film als Ausgangspunkt dienen, um grundlegende Fragestellungen der KI-Forschung kennenzulernen.


Arbeitsmaterial A 1: Worum geht es?

Das Arbeitsblatt macht die Schüler*innen mit der Ausgangssituation des Films und der Hauptfigur vertraut und regt sie an, sich das Leben eines autonom handelnden Roboters vorzustellen. Die Auseinandersetzung mit der Grundsituation des Films führt im besten Fall dazu, dass sie die Handlung mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen.


Arbeitsmaterial A 2: Die Wall•E-Rallye (Bilder)

Die Arbeitsmaterialien A 2 und A 3 gehören zusammen und dienen dazu, nach dem Kinobesuch Handlung und Figuren zu rekapitulieren. Handlungssituationen (A2): Bild 1 zeigt einen gemeinsamen All-Rundflug von Eve und Wall•E, zu dem es kommt, nachdem Wall•E und die Pflanze mit einer Raumkapsel ins All geschossen wurden. In Bild 2 beschwert sich der Reinigungsroboter M-O über die Dreckspuren, die Wall•E nach seiner Ankunft auf der Axiom hinterlässt. Bild 3 stammt aus dem ersten Teil des Films: Nachdem Eve die kleine Pflanze in ihrem Körper eingeschlossen und sich selbst abgeschaltet hat, versucht Wall•E sie mit einem Starterkabel wiederzubeleben.

Arbeitsmaterial A 3: Die Wall•E-Rallye (Texte)

Das Lösungswort muss MÜLLBERG lauten. Die drei Bilder von A 2 sind folgendermaßen zuzuordnen: Bild 1: E), Bild 2: B), Bild 3: erstes L) (Eve hat sich abgeschaltet …)


Arbeitsmaterial A 4 und A 5: Das Leben auf der Erde / Das Leben auf der Axiom

Die Materialien A 4 und A 5 können als Einheit betrachtet werden. Da der Film etwa zur Hälfte auf der Erde und zur anderen Hälfte im sehr stark kontrastierenden Umfeld der Axiom spielt, bietet es sich an, beide Schauplätze vergleichend gegenüberzustellen. Denkbar ist, die beiden Blätter arbeitsteilig in Zweierteams ausfüllen und anschließend vergleichen zu lassen. Im Unterrichtsgespräch können die Schüler*innen dann ihre Ergebnisse nennen und die beiden Szenarien bewerten.


Situation Erde: Es sieht aus, wie nach einem Krieg (zerstörte Häuser, überall Trümmer, nahezu keine Vegetation); außer der Kakerlake Hal ist kein Lebewesen zu sehen; das Bild zeigt einen Schiffsfriedhof; die regelmäßig auftretenden Sandstürme unterstreichen die Bedrohlichkeit; die Rot- und Brauntöne des gesamten ersten Teils unterstreichen die Eintönigkeit, stehen für Staub, Beton und Rost. Im Laufe der Handlung zeigt sich, dass die Erde offenbar durch die Lebensweise der Menschen unbewohnbar wurde und deshalb verlassen wurde. Der Plan, die Erde durch autonome Roboter aufzuräumen, scheiterte.

Situation Axiom: Eine sehr künstliche, saubere Welt, die an einen großen Freizeitpark erinnert; Werbung ist ständig präsent, häufig Hintergrundmusik, die Menschen haben oft einen Bildschirm bzw. eine Projektionsfläche vor Augen. Die Fortbewegung erfolgt über vollautomatisch schwebende Sessel auf vorgezeichneten Bahnen. Es ist sehr voll auf der Axiom, alles wird geregelt. Die Menschen müssen nichts selber machen, sondern werden ständig bedient, sie wirken weder besonders glücklich noch besonders unglücklich, aber teilweise gelangweilt. Zu körperlicher Aktivität sind sie kaum noch in der Lage, weil sie fett und unbeweglich geworden sind.

Vergleich Axiom/Erde: Beide Orte sind sehr unterschiedlich, beiden fehlen Dinge, die zu den heutigen Vorstellungen von Lebensqualität gehören. Auf der Erde durch die komplette Zerstörung von Natur und Infrastruktur, auf der Axiom durch die Entmündigung der Menschen.

Arbeitsmaterial A 6: Wall•E und Eve im Vergleich

Das Arbeitsblatt geht vertiefend auf die beiden Hauptfiguren ein. Die Schüler*innen können sie zunächst deskriptiv erfassen. Unter Umständen ist es hilfreich, als Erinnerungshilfe Clips aus dem Film vorzuführen. Auf dem YouTube-Kanal von Disney sind große Teile des Films als Clip abgelegt. Es eignen sich hier z.B. die Clips „Wall•E & Eve“ oder „Define Dancing“. Vertiefend wird eine produktionsorientierte Aufgabe gestellt, durch die die Schüler*innen aufgefordert werden, sich selbst mit einem der beiden Protagonisten in Beziehung zu setzen.

 

Arbeitsmaterial A 7: Was intelligente Roboter können müssen


Die Arbeitsblätter A 7 bis A 11 nutzen den Film als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle, um mit den
Schüler*innen verschiedene Aspekte des Themas Künstliche Intelligenz altersgerecht anzureißen.
Arbeitsblatt A 7 thematisiert einige Teilfähigkeiten eines intelligenten Systems am Beispiel eines
Verkaufsroboters in einem Kiosk (eine Situation, die Schüler*innen vertraut sein dürfte).


Was ein Roboter können muss: Die Teilfähigkeiten sind in der Grafik bereits benannt und müssen
von den Schüler*innen auf das Beispiel angewendet werden (den Wunsch des Kunden verstehen,
die Gegenstände finden und erkennen, sie ergreifen und auf den Tresen legen, usw.). Wichtig ist die
Einsicht, dass es eine Vielzahl von Anforderungen gibt, die das System zunächst deuten und dann in
Handlungen umsetzen muss, wobei in vielen Fällen auch Rückfragen notwendig sind (Artikel nicht
vorhanden oder nicht bekannt, verschiedene Ausführungen oder Mengen, verschiedene Begriffe für
ein Produkt, Markennamen).


Kioskszene: Schwierigkeiten könnten grundsätzlich in der Kommunikation oder der mentalen Verarbeitung
von Kundenwünschen liegen z. B., wenn diese außerhalb des Üblichen liegen. Auch bei den
Bewegungsabläufen könnten Pannen passieren (z.B. Waren wurden falsch einsortiert, nicht richtig
ausgepackt, etwas steht im Weg, die Kasse klemmt, usw.).

Arbeitsmaterial A 8: Wenn Roboter wie Menschen werden


Das Arbeitsblatt geht auf die emotionale Beziehung zu Robotern ein und bringt mit dem Serviceroboter „Pepper“ ein konkretes Beispiel ein. Pepper wird weltweit verkauft und für verschiedene Zwecke erprobt, u.a. in Seniorenheimen, Schulen und Unternehmen.


Fähigkeiten: fließende Arm- und Kopfbewegungen, Gesichtserkennung, weitreichendes Sprachverständnis, Verständnis für verschiedene Aufgaben, Fähigkeit, Anweisungen in planvolle Handlungen umzusetzen. Man wird sich vermutlich nicht schwer tun, Pepper als intelligent zu bezeichnen. Ihm fehlen aber auch wesentliche Fähigkeiten, z.B. das Greifen von Gegenständen.


„Ich liebe es, neue Dinge zu lernen“: Pepper hat keine Emotionen im menschlichen Sinn, er spricht diesen
Satz nur aufgrund sprachlicher Signale aus, weil er ins Gespräch passt. „Lernen“ kann er allerdings im Sinne maschinellen Lernens durchaus.


Arbeitsmaterial A 9: Sich verständigen – ohne Worte


Ein bemerkenswerter Aspekt des Films ist die Tatsache, dass sich die beiden Hauptfiguren beinahe ohne
Worte verständigen und die nonverbale Kommunikation visuell sehr raffiniert in Szene gesetzt wird.
Erstaunlich ist vor allem, dass sich viele menschliche Ausdrucksnuancen auch auf Figuren übertragen
lassen, die auf den ersten Blick nur entfernte Ähnlichkeit mit Menschen haben.


Spielszenen: In diesem Fall dienen als Ausgangspunkt von den Schüler*innen erarbeitete Spielszenen, in denen sie mit Bewegung, Gestik und Mimik experimentieren können. Einfache Requisiten (Ball, Kartenspiel) können als Hilfsmittel genutzt werden.


Übertragung auf den Film: Diese Erfahrung wird dann genutzt, um noch einmal einen Blick auf die filmische Darstellung zu werfen. Um sich Ausdrucksmittel zu vergegenwärtigen, können die beiden bei Arbeitsmaterial A 6 erwähnten YouTube-Clips eingesetzt werden (vgl. auch Tabelle zu A 6, letzte Zeile).Bildbeispiel aus Material A 2: Wall•E‘s Verlegenheit drückt sich durch seinen leicht vorgebeugten Körper, den gesenkten Blick und die Armhaltung aus. M-O‘s schief gelegter Kopf kann als neugierige oder auch vorwurfsvolle Haltung gedeutet werden.


Arbeitsmaterial A 10: Künstliche Intelligenz – was ist wichtig?


Das Arbeitsblatt soll die Schüler*innen mit möglichen und zum Teil schon realisierten Vorhaben aus dem Feld Künstlicher Intelligenz in Umrissen vertraut machen, den Fokus aber auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit richten. Die jeweils letzte Frage zielt auch auf ethische Aspekte. Wer trägt Verantwortung für Fehler, wenn etwas nicht funktioniert oder Unfälle passieren? Entzieht sich die Gesellschaft ihrer Verantwortung, wenn sie soziale Roboter einsetzt, anstatt sich um menschliche Betreuer*innen zu bemühen?


Arbeitsmaterial A 11: Deine Vision für das Jahr 2050


Das Filmerlebnis und die anschließende Auswertung werden die Schüler*innen sicher zu eigenen Überlegungen über die Zukunft inspirieren. Dabei können durch die Filmhandlung sowohl Sorgen über den Zustand der Erde wie auch technologisch-optimistische Visionen artikuliert werden. Die Schüler*innen sollten ihre eigenen Ideen kommentieren und ggf. auch vorstellen, zum Beispiel in einer kleinen Galerie.